Staatsanwaltschaft klagt Twente-Asbestunternehmen wegen Tod von Mitarbeitern an: „Absichtlich ausgesetzt“


Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Dach- und Fassadenhersteller Eternit aus Twente wegen des Todes von zwei Mitarbeitern und einem Partner eines Mitarbeiters. Das Unternehmen aus Goor, das in der Vergangenheit mit Asbest gearbeitet hatte, setzte die Mitarbeiter „vorsätzlich und wissentlich ernsthaften Gesundheitsrisiken aus“.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte dies nach Berichten von Telegraaf und Trouw. Experten zufolge ist die strafrechtliche Verfolgung eines Unternehmens wegen Totschlags eine Ausnahme und in den Niederlanden bisher nicht vorgekommen.
Der Fall wird vor Gericht gebracht. Laut Staatsanwaltschaft wurden Mitarbeiter und Dritte von Eternit „langfristig und strukturell“ Asbestfasern ausgesetzt, was letztlich tödliche Folgen hatte. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Menschen vorsätzlich einer gefährlichen Arbeitsumgebung ausgesetzt zu haben, und es macht sich strafbar, so die Staatsanwaltschaft.
ErklärungIn dem Strafverfahren geht es konkret um den Tod zweier ehemaliger Eternit-Mitarbeiter und der Lebensgefährtin eines von ihnen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war auch diese Lebensgefährtin zu Hause über asbestverseuchte Arbeitskleidung Asbest ausgesetzt und starb an Asbestkrebs.
Die Anklage folgt dem Bericht des Asbestos Victims Committee aus dem Jahr 2019, dem eine lange und nach Angaben der Staatsanwaltschaft komplexe Untersuchung folgte, deren Ziel es war, die Rolle und Verantwortung der an dem Unternehmen beteiligten (juristischen) Personen festzustellen.
Unter anderem suchte die Polizei damals nach möglichen Opfern des Unternehmens. Das Komitee für Asbestopfer erklärt, dass Eternit bereits 1960 die Gefahren der Asbestfasern kannte, die Produktion aber trotzdem fortsetzte.
Eternit, Teil der Etex-Gruppe, produzierte im vergangenen Jahrhundert größtenteils Asbestzement, der unter anderem zur Herstellung von Wellrohren und Dämmplatten verwendet wurde. 1993 stellte das Unternehmen diese Produktion ein, nachdem die Verwendung von Asbestzement verboten worden war.
Nicht ausreichendDas Unternehmen war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar, schrieb aber auf seiner Website: „Obwohl Eternit seinerzeit stets im Einklang mit den geltenden Gesetzen gehandelt hat, wissen wir heute, dass die damals getroffenen Maßnahmen leider nicht immer ausreichten, um die schädlichen Auswirkungen von Asbest zu verhindern, insbesondere im Hinblick auf eine bestimmte Form von Asbestkrebs (Meostheliom).“
Da zwischen dem Kontakt mit Asbest und der Erkrankung oft Jahrzehnte vergehen, leiden immer noch Menschen unter den Folgen. Asbest kann verschiedene Lungenerkrankungen, darunter auch verschiedene Krebsarten, verursachen.
Der Vorstand des Asbestos Victims Committee (CAS) habe die Entscheidung der Staatsanwaltschaft „mit großer Zufriedenheit“ zur Kenntnis genommen, teilte die Organisation mit.
„Es ist ein besonderer Tag für alle Asbestopfer und ihre Angehörigen. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, Anklage zu erheben, erkennt endlich das immense Leid an, das Asbest verursacht. Dass sich Eternit nun wegen Totschlags vor Gericht verantworten muss, ist ein Durchbruch von historischer Bedeutung. Es ist ein Eingeständnis, dass es sich nicht um ‚gewöhnliche‘ Arbeitsunfälle handelte, sondern um schuldhaftes Verhalten mit tödlichen Folgen“, so der Vorstand.
RTL Nieuws